Donnerstag, 7. August 2014

Wu Wei 04 - Mitte

Ein Mensch der in sich selbst ruht, der in seiner Mitte ist, ist an keine Richtung gebunden. Das heisst er kann von dort aus jederzeit in jede Richtung gehen. Direkt. Ohne Verzug. Er kann in Aktion treten und dann wieder in seine Mitte zurück kehren.

Ein Mensch der aus der Mitte heraus lebt, kann von hoher Spiritualität erfüllt sein und trotzdem froh und heiter jede Art von sinnlichem Genuss geniessen. Wenn er fertig ist, kehrt er in seine Mitte zurück, ohne dass der Genuss seinen Geist gefangen hält. Er lässt ihn wieder los. Das ist Ausdruck wirklicher Freiheit.


In seiner Mitte sein
 
Jede Anweisung ein streng religiöses Leben zu führen, auf Genuss zu verzichten und Lebensfreude als sündig darzustellen, ist genauso falsch und schädlich, wie unser Konsumverhalten. Beides hält nur vom wahren Leben in Freiheit ab.

Wenn wir unsere Ziele loslassen, unserem beschränkten Verstand das Ruder aus der Hand nehmen und damit Tao die Möglichkeit geben, den eigenen Weg zu finden, dann ist das Nichthandeln.

Wenn Tao, die innere Mitte, der Kern, unsere innere Autorität mit seiner uneingeschränkten Weitsicht den Kurs bestimmt, kommen wir viel leichter durch Leben. Das ewig verbiegen, um die Liebe, Gunst und Aufmerksamkeit der Anderen zu erlangen, bzw. nicht zu verlieren fällt weg. Wir können sein wie wir sind und uns vom Strom des Lebens treiben lassen.

Gleichzeitig sind wir mit allen Sinnen sehr präsent und in der Gegenwart. Wir beobachten, nehmen direkt wahr. Wir (er)kennen unsere Verbindungen und werden so mehr und mehr frei davon.

Wir werden von einer kleiner Gruppe Mächtige manipuliert. Früher waren es Herrscher,  Despoten und Priester. Heute ist es das Geld: die Grossindustrie, die Multis, Banken und Versicherungen.

Auch wenn wir heute verschiedene Parteien zur Auswahl haben, so gleichen sich alle darin, dass sie im Fahrwasser der Macht schwimmen und nach oben Buckeln.

Die Gesetze welche diese Regierungen erlassen, dienen in erster Linie, dem Erhalt und der Vergrösserung der Macht für die Mächtigen. Das verkaufen uns die Politiker im Allgemeinen so gut, dass wir das Gefühl haben frei zu sein und eine Wahl zu haben.

Es fällt uns auch darum nicht auf, weil wir uns das von Kindheit an so gewöhnt sind. Es war schon immer so. Etwas anderes kennen wir gar nicht. Auch wenn wir in Option zum bestehenden System gehen, dann werden wir dadurch nicht frei, weil wir uns damit immer noch am System orientieren.

Wir sind derart in das System eingespannt, dass wir dauernd durch Bestimmungen, Verordnungen und Gesetzte gegängelt werden. Diese Dressur fängt bei den Eltern an und wird von der Schule und Ausbildung fortgesetzt.

Anstatt, dass wir aus dieser Enge und dem dauernden Druck ausbrechen, fliehen wir aus der Realität in die Verdrängung. Wir verdrängen die nicht ertragbare Bewusstseinsinhalte und Erfahrungen ins Unbewusst.

Unsere Wahrnehmungen und Erinnerungen werden vom Bewusstsein dermassen gefiltert, dass wir alle nicht gesellschaftsfähigen Inhalte einfach ausblenden. Dadurch sind wir nicht mehr im Stande die Wirklichkeit zu sehen, wie sie wirklich ist. Was wir für Wirklichkeit halten, ist nur ein Bruchstück der Realität, ein Zerrbild. Verzerrt durch unsere Voreingenommenheit.

Dieser Mechanismus ist so tief in uns, dass nichts Neues, Unbekanntes ins Bewusstsein gelangen kann. Alles wird ins Unbewusste abgedrängt, wo es zusammen mit den traumatischen Erlebnissen unserer Kindheit, ein Schattendasein fristet.

Wir sind nicht fähig etwas Anderes zu sehen, als das was wir gelernt haben. So empfangen wir nur ein zensiertes, verzerrtes Bild der Wirklichkeit.

Wird demnächst fortgesetzt

Gruss Barbara

Zusammenfassung des Buches: Wu Wei von Theo Fischer, erschienen bei Rowohlt

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