Freitag, 15. August 2014

Wu Wei 05 - Sicherheit

Wir schliessen uns Organisationen und Gruppen an, in der Hoffnung auf Sicherheit. Dabei wird nur unser Zerrbild der Realität um die Regeln dieser Gruppen und Institutionen (einen weiteren Filter) erweitert. Eine Institution*** die uns nur solange – scheinbare – Sicherheit gewährt, als wir regelkonform sind und uns schon beim kleinsten Anzeichen von Abweichung fallen lässt und verstösst.

(Institutionen*** wie Studentenverbindungen, Berufsverbände, Kirchen, Sekten, Vereine, Cliquen, aber  auch Lebensphilosophien der New Age Bewegung)

Versteinert, blockiert, nicht im Fluss
Versteinert, blockiert, nicht im Fluss des Lebens
 
Man schliesst sich an, erreicht einen gewissen Status und kämpft fortan darum den Status zu verbessern oder ihn zumindest nicht zu verlieren. Und alles für ein Gefühl von (vermeintlicher) Sicherheit. Zeichen der Abhängigkeit und unpopuläre Wahrheiten werden dabei einfach ausgeblendet.

Dadurch, dass wir uns konditionieren lassen – wir also die Thesen der Institution verinnerlichen und ihnen nachleben – glauben wir uns die Sicherheit der Gemeinschaft erkauft zu haben.

Um zu wahrer Freiheit zu kommen, müssen wir solche Bindungen durchschauen lernen und uns davon lösen. Wir müssen unsere Bindungen so lange anschauen und beobachten, bis wir die darin liegende Gefahr erkennen. Das genügt, um uns davon zu lösen.

Unter unserer Aufmerksamkeit – die nicht von Gedanken gestört wird – verlieren diese Bindungen ihren Einfluss auf uns. Wir werden frei und ungebunden. Keinenfalls sollte man anfangen diese Bindungen zu sezieren. Weil das nur mit unserem Verstand geht und dieser ja eingeschränkt ist, durch unsere Filter.

Auf dem Weg zum Tao nützen uns die Sachen welche wir bis jetzt gelernt haben nichts. Wissen hilft nur im Beruf oder bei alltäglichen Dingen, aber nicht um frei zu werden. Zur geistigen Weiterentwicklung ist es nur im Weg.

Wir müssen wieder lernen mit dem jungfräulichen Blick eines Kindes zu sehen. Interessiertes beobachten, wahres erstaunen. Beobachtung kann stets nur in der Gegenwart stattfinden. Wichtig ist nicht wie es gestern war oder was mir früher zu schaffen machte, sondern der Zustand wie er heute ist.

 

Das Phänomen der Aufmerksamkeit:

Konzentration ist ein Vorgang des Denkens, also materiell. Aufmerksamkeit wie es das Tao meint, kommt nicht vom denken, kann also auch nicht willentlich geschafft werden. Aufmerksamkeit kommt von allein, wenn die Voraussetzungen stimmen:

1.    Es die die Freiheit von äusseren und inneren Bindungen. Diese erlangen wir durch das genau Beobachten unserer diversen Abhängigkeiten

2.    Beobachten ist die zweite Voraussetzung, dass Aufmerksamkeit in unser Leben einzieht. Beobachten ist kein intellektueller Vorgang. Es ist ganz einfach: Etwas interessiert uns und wir sehen hin. Mehr nicht, das wäre Beobachten.

Unser Geist ist fortwährend mit dem wiederkäuen von scheinbar bedeutsamen Ereignissen beschäftigt. Wir kennen gar keinen anderen Zustand, als den völlig unnötig schwatzenden Denkmechanismus. Wir bewerten alles was wir sehen, kramen in den Erinnerungsschubladen, um es zu etikettieren. Wir sind es nicht gewohnt, etwas einfach nur anzusehen, ohne dass sich Gedanken dazwischen schalten. Aber schon ein Gedanke, ein Bruchteil einer Sekunde genügt, damit wir nicht mehr in der Gegenwart sind, sondern ihr bereits hinter her hinken.

Dieses Problem muss gelöst werden, bevor Aufmerksamkeit in unser Leben einziehen kann. Man soll jetzt aber nicht krampfhaft denken, dass man nicht mehr denken soll. So ein Kraftakt bringt nicht, weil er ja vom Verstand gesteuert wird.

Beobachten ist ein Vorgang, der an sich ganz locker verläuft, frei von Anstrengung. Wenn sie ungezwungen, ohne Wunsch nach Veränderung, ohne Ehrgeiz jetzt plötzlich jemand Anderes zu werden, an die Sache herangehen, wird es ihnen mehr oder weniger in den Schoss fallen.

Wenn unsere Gedanken nicht mehr dauernd am rotieren sind, weil wir unsere Abhängigkeiten wahrnehmen, wird uns das beobachten automatisch einfach fallen. Je mehr wir beobachten, umso weniger Einfluss werden unsere Bindungen auf uns haben. Abhängigkeiten wahrnehmen und pures Beobachten unterstützen einander gegenseitig, machen das Leben einfacher und entwirrter.

Das Beobachten was in uns selber passiert, lässt uns erkennen, wer wir sind. Sonst vergleichen wir uns nur immer mit den Anderen. Unsere Stärken, Schwächen, Charakter, unser Aussehen und unsere Taten, all das definieren wir sonst damit, indem wir uns mit Anderen vergleichen. Alles an und in uns wird bewertet und etikettiert, verzerrt und zensiert. Durch unseren Tunnelblick wollen wir uns so wahrnehmen, wie wir denken, dass wir zu sein haben.

Falls uns das nicht wie gewünscht gelingt, bleibt immer noch die Flucht in die Illusion.

Wird demnächst fortgesetzt

Gruss Barbara

Zusammenfassung des Buches: Wu Wei von Theo Fischer, erschienen bei Rowohlt

 

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